Wie Zähneputzen für die Seele

Entspann Dich! Gesunder und klarer Geist im aktiven Körper

Wir putzen uns mehrmals täglich die Zähne. Wir duschen regelmäßig und waschen uns die Haare. Selbst unser Zuhause halten wir sauber und fegen sogar den Gehweg davor. Nur unsere Psyche befreien wir selten von Ballast. Dabei hat sie sich ähnlich wie unsere Zähne ebenfalls Tag für Tag durch einiges durchzubeißen.

In einem gesunden Körper ruht ein gesunder Geist

Dem Zahnbelag rücken wir mit Bürste und Zahnpasta zu Leibe. Doch was ist mit dem Belag, der sich auf unsere Seele und damit auch auf unser Wohlbefinden legt? Täglich sammeln sich dort neue Sorgen und Probleme oder zumindest Problemchen an. Stress im Job, Geldsorgen, Ängste, Beziehungsprobleme – im Laufe unseres Lebens kommt da einiges zusammen. Zeit, auch mal in unserem Oberstübchen aufzuräumen!

Nur weil man die Päckchen, die jeder von uns mit sich führt, loswerden will, ist man nicht gleich ein Fall für den Psychiater. Mens sana in corpore sano, in einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist – dieses alte Sprichwort kommt nicht von ungefähr. Ein ausgewogenes Training, und da reichen schon zweimal 30 Minuten in der Woche, hilft der Psyche, sich zu erholen. Ein Training funktioniert wie ein Kurzurlaub vom Alltag. Wir schalten ab, lassen los und tanken im wahrsten Sinne des Wortes neue Kraft.

Aber nicht nur das. Ein gutes Workout hilft uns auch, Stress abzubauen. Ja, Sport ist anstrengend. Aber genau das ist Teil des Wirkmechanismus. Indem wir einen Reiz setzen, der uns anspannt, folgt darauf unweigerlich Entspannung.  Stresshormone wie Cortisol werden so wieder in Balance gebracht. Und das passiert nicht automatisch nach einem anstrengenden Tag, wenn wir uns auf die Couch fallen lassen. Je mehr Stress man hat, desto mehr Sport müsste man eigentlich machen. Dabei zählt übrigens weniger die Sportart, sondern Intensität und Dosierung. Und wer mag, kann das Training auch noch um körperliche Entspannungsübungen wie Yoga ergänzen.


Ein gutes Gefühl

Sich wohl zu fühlen, ist ein wichtiger Baustein für eine gesunde und stabile Psyche. Dabei spielt auch das eigene Körperempfinden eine wesentliche Rolle. Fühlen wir uns fett oder träge, sind wir mit uns selbst unzufrieden – und die Psyche leidet. Durch den Sport werden wir aber nicht nur körperlich aktiv. Mit jedem Erreichen eines persönlich gesetzten Trainingsziels können wir einen Erfolg verbuchen. Erfolge sind Balsam für die Seele. Wir belohnen uns selbst.


Warum Sport glücklich macht

Doch schon beim Training selbst empfinden wir ein gutes Gefühl. Der Grund dafür sind Hormone. Trainieren wir, schüttet unser Gehirn Endorphine, Dopamin und Serotonin aus. Dopamin ist ein körpereigner Glücklichmacher. Es erzeugt einen rauschartigen Zustand. Keine Sorge, anders als andere Substanzen ist diese körpereigene ‚Droge‘ für uns ungefährlich. Dennoch wollen wir mehr von diesem guten Gefühl, weshalb wir uns auch schon auf das nächste Training freuen.

Sinkt der Dopaminspiegel nach dem Training wieder, wird Serotonin freigesetzt. Nach der Kraftanstrengung lindert es die Schmerzsensibilität. Vor allem ist Serotonin aber eines: ein Wohlfühlhormon. Durch seine Ausschüttung stellt sich ein Gefühl der inneren Zufriedenheit ein.

Die hormonellen Glücklichmacher Dopamin und Serotonin beschränken sich jedoch nicht nur aufs Training. Wer regelmäßig trainiert, erhöht deren Konzentration dauerhaft in vielen Regionen des Gehirns. Die Folgen sind eine nachhaltige Steigerung der Konzentration, Glücksempfinden und Zufriedenheit.


Work-Life-Balance

Arbeit ist das halbe Leben, sagt der Volksmund. Stimmt, sagt das Statistische Bundesamt in einer Studie. Abzüglich von Grundbedürfnissen wie Essen und Schlafen verwenden die Deutschen fast die Hälfte ihrer Zeit auf Arbeit. Wenn wir uns dadurch seelisch erschöpft fühlen, stimmt häufig die Work-Life-Balance nicht – das heißt, es fällt uns schwer, Arbeit und Freizeit zu trennen. Forscher der Saint Leo University in Florida fanden heraus, dass es Menschen, die mehrmals die Woche trainieren, leichter fällt, nach Feierabend abzuschalten. Sie leben stressfreier.

„Sport hilft, sich seelisch von beruflichen Dingen zu lösen“, sagt Prof. Russell Clayton, einer der Forscher aus Florida. „Wir verlassen dafür körperlich das Büro und denken auch nicht mehr daran. Obendrein hilft uns Sport, insgesamt mit uns selbst zufrieden zu sein.“ Keinen Sport zu treiben und trotzdem im Job immer Vollgas zu geben, ist dagegen richtig gefährlich – und zwar nicht nur für unsere Psyche. Durch mangelnde Fitness in Verbindung mit Überstunden erhöht sich das Risiko für oft tödliche Herzerkrankungen drastisch. Dies gilt besonders für Männer zwischen 40 und 59 Jahren. Dennoch kann von einem reinen Männerproblem kaum die Rede sein. Tatsächlich sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen in Deutschland die führende Todesursache, wie die Deutsche Herzstiftung und die Deutsche Stiftung für Herzforschung bestätigt. Also: Ruhig im Job auch mal einen Gang runterschalten und dafür beim Training das Gaspedal kräftig durchtreten.